Ich werde immer wieder gefragt, was das günstigste Elektroauto ist und deshalb hab ich mich mal auf die Suche gemacht.
Gefunden hab ich den Dacia Spring. In der günstigsten Ausstattungsvariante kostet er abzüglich aller Förderungen und Vergünstigungen € 12,990,-, so steht es auf der Webseite von Dacia.
Dass man um diesen Preis die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen darf ist klar! Braucht man allerdings ein Auto für die Stadt oder die Kurzstrecke macht es durchaus Sinn sich den kleinen Spring anzusehen, denn meiner Meinung passt das Preis Leistungsverhältnis.
Mein Testwagen kommt in der Ausstattung “extreme ELECTRIC 65” und hat einen Listenpreis von € 24.590,-. Abzüglich der derzeit möglichen Förderungen für Privatpersonen geht sich ein Preis knapp unter € 20.000,- aus. Dafür bekommt man die stärkere Motorisierung!
Technische Daten
4 Türen, 4 Sitzplätze und 1050 kg Eigengewicht. Mit einer Länge 3734 mm und einen Breite von 1579 mm ist er optimal für die Stadt. Die Batterie hat eine Kapazität von 26,8 kWh. Die Reichweite in der Stadt gibt Dacia mit “bis zu” 305 km an. In der Praxis werden es dann doch eher 220km WLTP sein.
Will man es wirklich günstig muss man sich mit 33kW (44PS) begnügen. Diese Motorisierung reicht zwar für die Stadt, macht aber mit einer Beschleunigung von 0-100 km/h mit 19,2 Sek sicher nur selten Spaß
Ich würde die knapp € 1000,- drauflegen und die Ausstattung “Extreme Electric 65” mit 44kW (65 PS) wählen.
Erster Eindruck
Fesch ist das erste Wort, welches mir über die Lippen kommt.
Das Armaturenbrett sieht ein bisschen aus, wie aus vergangener Zeit. Es gibt für die Bedienung übersichtliche Knöpfe und Drehregler. Das zentrale Display wird für die Bedienung des Fahrzeugs nicht verwendet. Am Lenkrad finden sich Knöpfe für den Begrenzer und ein Knopf für die Sprachsteuerung. Diese muss allerdings speziell eingerichtet werden und deren Funktion hat sich in meinem Test nicht erschlossen.
Schade finde ich auch, dass man die zusätzliche Infoanzeige am Armaturenbrett mit einem Knopf steuert, für dessen Bedienung durch das Lenkrad greifen muss. Hier wären am Lenkrad noch Knöpfe frei gewesen ;-(
Der Drehregler für die Fahrprogramme ist in der Mittelkonsole untergebracht und macht einen stabilen Eindruck. Klimaanlage ohne Automatik, elektrische Spiegeln und Fenster sind vorhanden. Damit ist aber auch schon Ende mit Komfortausstattung. Lenkradverstellung oder Sitzhöhenverstellung gibt es nicht!
Praxistest
Ich habe mir für die erste Fahrt eine Strecke von Wien nach Stockerau zu einem EMC Treffen ausgesucht. Beim Losfahren bin ich die ersten Sekunden überrascht, denn der Kleine geht recht zügig ab. Das endet allerdings recht schnell. Auf der Stadtautobahn kann der Spring in der 64PS Variante durchaus noch zügig mitfahren. Auf der Autobahn gehört ihm dann mit Sicherheit die rechte Spur.
Der Verbrauch hält sich selbst auf der Autobahn in Grenzen, da der Motor niemals mehr als 48 kW Leistung bekommt. Meine Fahrt von Wien über die A22 nach Stockerau führt somit zu einem Verbrauch von 16,5 kWh, das ist wirklich gut. Ich bekomme Lust mit dem Spring eine Stadtrunde zu drehen.
Das eingebaute Navi findet sogar mein Ziel die “Kaiserrast” über die Eingabe der Sonderziele. Die Frauenstimme des Navi klingt ein bisschen nach Zungenfehler, somit schalte ich um auf eine wohlklingende Männerstimme. Was mir unerklärlich ist, dass es zwar einen Tempobegrenzer gibt, aber keinen Tempomat. Mir hätte hier schon gereicht eine Geschwindigkeit einzustellen, ohne sonstige Features, das ist sehr schade!
Bei meiner Stadtrunde am nächsten Tag beginne ich immer mehr Gefallen an dem Kleinen Spring zu finden. Er fährt sich leichtfüßig und wendig. Auch das Einparken mit der Rückfahrkamera klappt sehr gut und der Wendekreis ist überraschend klein. Ich suche immer wieder Dinge die mir abgehen, allerdings gibt es nichts wichtiges zu finden, was man in dieser Preisklasse nicht erwarten dürfte!
Ja, die Türen und der Kofferraum klingen beim Schließen eher blechern. Die Heizung muss ab und zu nachgeregelt werden, weil sie eben keine Automatik hat. Meine Beifahrerin vermisst in schneller gefahrenen Kurven Griffe zum Festhalten. Dafür gibt es eine Gurthöhenverstellung die vorbildlich klappt. Die hintere Sitzreihe ist nur bedingt für größere Menschen benutzbar, besonders dann, wenn bereits ein Großer davor seinen Platz beansprucht!
Der Stadtverbrauch ist mit 13,5 kWh trotz meiner zügigen Fahrweise durchaus angemessen. Hier wäre sicher noch etwas Spielraum, ich denke da gehen auch unter 10 kWh Verbrauch, wenn man denn unbedingt will.
Am 3.Tag mache ich einen Ausflug von Wien nach Orth an der Donau. Die Hinfahrt über Groß Enzersdorf ist Stadt und Bundesstraße. Rückfahrt über die Donaubrücke und Hainburg. Auf der Bundesstraße gleiten wir mit 80-100 km/h dahin. Erfolgreiche Überholmanöver sind sehr selten . Alles was schneller ist wie ein Smart4Two, besser gar nicht probieren!
Die letzten 12 km zurück nach Wien mit Vollgas (knapp 130 km/h) über die A4.
Trotz Allem bleibt mein Gesamt Verbrauch auf 16,7 kWh, das ist wirklich gut, denn ich bin immer zügig unterwegs. Allerdings hat es heute 11 Grad, somit keine extreme Kälte.
Laden
Zu Hause kann man den Spring entweder über die Haushaltssteckdose mit 2,3 kW laden. Dafür muss man ca. 13 Stunden planen. Etwas schneller geht es über Typ2 mit 3,7 kW einphasig über eine passende Wallbox. Hier dauert es ca. 8,5 Stunden.
Hat man in der Aufpreis Liste den CCS Stecker um € 600,- dazu bestellt, kann der kleine Dacia auch “Schnelladen”.
Das klappt mit maximal 30kW.
In meinem Praxistest gelang eine Ladung von 5% SOC auf 80% in ca. 40min. Bemerkenswert ist, dass die Ladeleistung bis 80% SOC kaum unter 24kW abfällt, damit kann man durchaus leben! Von 5% bis 95% dauert es 55 Minuten. dann sind wieder 23,5 kWh geladen und 193km Reichweite in der Anzeige verfügbar.
Beim Laden mit Wechselstrom am Lader der Wienstrom übernimmt sich die Ladeberechnung des Dacia etwas. Dieser Ladevorgang hat letztendlich mehr als doppelt so lange gedauert, wie im Display angezeigt. Aber solche Dinge bekommt man als E-Mobilist sehr schnell ins Gefühl, denn die Ladeleistung des Autos bleibt ja immer immer gleich! Mit einem zeitbasierten Tarif würde ich den Sprint am AC Lader sowieso nicht laden, denn das wäre mit 3,7 kW ein phasig viel zu teuer!
Fazit:
Ich hab den Dacia Spring ein wenig unterschätzt!
Sucht man die maximale Reduzierung auf das Nötigste zum fortbewegt werden, dann ist die Antwort Dacia Spring Exreme Electric 65. Ich persönlich würde mir die € 1000,- auf die stärkere Motorisierung gönnen. Damit kann man selbst auf der Autobahn zugig mit schwimmen ohne ein Verkehrshindernis zu werden.
Sieht man über die einfache Verarbeitung hinweg, bekommt man ein wendiges Stadtauto mit 2+2 Sitzplätzen zu einem guten Preis. Der Verbrauch ist sensationell, selbst wenn man wie ich, nicht gerade langsam unterwegs ist. Bei schonender Fahrweise kann man mit dem Spring durchaus unter 10 kWh Verbrauch kommen, das ist ein Alleinstellungsmerkmal
Genaue Daten zum Auto
https://cdn.group.renault.com/dac/at/downloadcenter/spring/preisliste-spring.pdf