Mich hat der Vorgänger Polestar 2 schon sehr beeindruckt, als ich ihn im Jahr 2022 für einen Testbericht bekam! Daher habe ich mich sehr gefreut, als mir der Nachfolger für einen Test angeboten wurde!
Der Polestar 4 ist das jüngste Modell von Polestar. Ursprünglich als Performance-Tochter von Volvo gestartet, profitiert Polestar stark von der engen Kooperation zwischen Volvo Cars und dem chinesischen Geely-Konzern, der Volvo 2010 übernommen hat. Diese Allianz verbindet schwedisches Ingenieurwissen und skandinavisches Design mit den erheblichen Ressourcen und Fertigungskapazitäten Geelys. Das Ergebnis sind Fahrzeuge, die einerseits Premium-Ansprüche erfüllen, andererseits technologisch auf der Höhe der Zeit sind. Der Polestar 4 ist ein Paradebeispiel dieser Symbiose.
Ich habe für meinen Testbericht ein Fahrzeug in Top Ausstattung um knapp unter € 80.000,- bekommen. Alle Beschreibungen betreffen die Ausstattung dieses Modells!
Technische Ausstattung
Allradantrieb mit 400kW (544 PS). Der 400 Volt Lithium Ionen Akku mit 100 kWh Kapazität sorgt für eine WLTP Reichweite von 590km. Eine Ladeleistung bis zu 200 kW, schafft in 30 Minuten eine Ladung von 10% auf 80%.
Mit einem Leergewicht 2355 kg und einem maximalen Gesamtgewicht von 2730 kg ist der Polestar kein Leichtgewicht.
Länge: 4840 mm und eine Breite von 2139 mm inkl Außenspiegel. Der Kofferraum hat 526 Liter und es gibt einen Frunk mit 15 Liter.
Antrieb und Fahrleistungen
Der Polestar 4 ist ein Statement. Vom ersten Moment an, wenn man den Startknopf betätigt und die geballte Kraft von 400 kW unter dem rechten Fuß spürt, wird klar: Hier fährt man in einer besonderen Liga. Die Fahrleistungen sind schlichtweg genial – die Beschleunigung atemberaubend, das Fahrwerk sportlich perfekt abgestimmt. Trotz der enormen Power und dem relativ hohen Gewicht vermittelt das Auto jederzeit höchste Stabilität und Sicherheit. Ein echtes Fahrerlebnis, das Gänsehaut erzeugt.
Karosserie und Designmerkmale
Mein Testwagen kommt in Gold metallic daher, eine der schönsten Farben die man sich für einen Polarstern vorstellen kann. Die Karosserie ist Stromlinienförmig mit einer flachen, nach unten gezogenen Front. Die Türgriffe versenken sich während der Fahrt. Die Lichtsignatur Thors Hammer wirkt elegant, leicht aggressiv und gibt dem Wagen ein stattliches Auftreten
Eine Besonderheit des Polestar 4 ist der Verzicht auf ein klassisches Heckfenster. Stattdessen setzt das Fahrzeug auf eine hochauflösende Dachkamera, die ihr Bild an den innenspiegelähnlichen Bildschirm im Innenraum überträgt. Diese Lösung ist zunächst gewöhnungsbedürftig, erweist sich jedoch in der Praxis als Vorteil, da die Kamera auch in Extremsituationen, wie zum Beispiel bei Dunkelheit oder Regen ein hervorragendes Bild liefert. Die Fokussierung des Bildschirmes im Rückspiegel ist allerdings am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Speziell dann, wenn man wie ich mit Gleitsicht Brille fährt, fällt die Fokussierung des übermäßig kontrastreichen Bildschirms manchmal schwer. Aber man gewöhnt sich dran und dann ist es nur noch genial …
Innenraum & Bedienung
Der Innenraum sehr elegant und extrem aufgeräumt!. Das Display im Cockpit ist hervorragend gestaltet, liefert alle wichtigen Informationen klar und strukturiert, während auch das zentrale Infotainment-Display keine Wünsche offen lässt. Die Menüführung ist intuitiv, die Reaktionsgeschwindigkeit beeindruckend. Der restliche Innenraum besticht durch eine Schlichtheit, die eine gewisse Noblesse ausstrahlt. Sehr wenige Knöpfe und Bedienelemente, da die meisten Funktionen über den großen Touch Bildschirm bedient werden. Wenn man damit zurechtkommt, wird man den Polestar lieben.
Auf den vorderen Plätzen gibt es eine Massage Funktion, die sehr entspannend ist, also eher nix was man während der Fahrt benutzen sollte, sonst löst man womöglich den sehr dezent reagierenden Müdigkeitswarner aus
Die Ambiente Beleuchtung kann man sich über ein spezielles “Sterne Menü” einstellen. Hier kommt Polestar auch gleich dem Bildungsauftrag über Sternenkunde nach, während man die richtige Farbe aussuchen kann.
Eine 3 Zonen Klimaautomatik sorgt für kühle Atmosphäre. Auch die Passagiere im Heck, haben in der Mittelkonsole eine eigene Bedieneinheit mit den dazugehörigen Luftauslässen. Vorne stellt man die Luftauslässe über den zentralen Bildschirm ein, denn Bedienelemente für die Lüftung oder die Klimaanlage gibt es nicht. Auch das Handschuhfach lässt sich über den zentralen Bildschirm öffnen. Hier wurde offensichtlich bei einem amerikanischen Hersteller etwas abgeschaut
Die Harman Kardon HiFi-Anlage spielt im wahrsten Sinn „alle Stückeln“, wie man so schön sagt – egal ob Klassik, Jazz oder Pop, der Klang ist satt, differenziert und raumfüllend. Die 16 Lautsprecher verteilen den Klang in jede beliebige Ecke der Galaxie.
Das Panorama Glasdach sorgt immer für einen hervorragenden Blick auf die Sterne, ist aber auch gut isoliert, wenn mal die Sonne etwas näher vorbeischaut.
Praxistest
Ich fahre heute nach Gröbming, zum Sommerfest des EMC. Dort werde ich meinen Kollegen den Polestar präsentieren. Mein Test führt mich also an diesem Wochenende hauptsächlich über die Autobahn.
Beim Verlassen meiner Garage bemerke ich, dass der Polestar über 2m breit ist. Der Abstandswarner macht sich bemerkbar, blendet mir aber leider kein Bild ein, wo genau es eng ist. Das habe ich schon besser gesehen! Erst als ich den Blinker zur Ausfahrt setze, sehe ich das Bild der hervorragenden 360 Grad Kamera.
Die hervorragende Routenplanung zeigt mir an, dass ich mein Ziel mit ca. 28% Batteriestand erreichen werde. Hätte ich eine Ladung auf der Strecke gebraucht, würde mir diese mit Akkustand und Ladezeit bereits vor der Fahrt angezeigt worden, das ist vorbildlich!
Auf der Autobahn ist der Polestar 4 besonders zu Hause. Hier wünschte ich mir eine Strecke über die deutsche Autobahn, damit ich den Stern mal richtig fliegen lassen kann, aber leider bleiben wir diesmal in Österreich.
Der adaptive Tempomat arbeitet beeindruckend! Selbst in Passagen mit engeren Kurven fährt der Polestar auf der Autobahn souverän und präzise. Wird der gewählte Sicherheitsabstand allerdings durch einschneidende Fahrzeuge zu klein, dann rekuperiert der Polestar übermäßig stark. Einerseits ein Sicherheitsgewinn, da der Abstand rasch wieder hergestellt ist, zum Anderen aber in manchen Situationen eine Herausforderung für den nachfolgenden Verkehr.
Nach meiner Fahrt von knapp 280 km immer an der Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn, komme ich mit 36% SOC an meinem Ziel an. Damit könnte ich bei sanfter Fahrweise sogar noch die Halbe Strecke zurückfahren, aber wer will das schon. Noch dazu gibt es beim Kraftwerk Pruggern, wo wir heute eine Führung bekommen gerade Überschuss Strom aus Photovoltaik, daher kann ich meinen Polarstern heute mal kostenlos aufladen.
Während des gesamten Testzeitraumes bemerke ich dass der Polestar 4 übermäßig gut durchdachte Funktionen hat. Beginnend bei den Türgriffen, die immer da sind, wenn man sie braucht. Die Navigationsansagen in der Fahrer Kopfstütze, wo man auch die Telefonate eingespielt bekommt, ohne dass alle Insassen mithören. Oder auch die einfache Abschaltung des derzeit noch sinnbefreiten ISA Systems mit nur einem Tastendruck.
Laden
Ich lade den Polestar 4 vor meiner Abreise nur zu 80% um bei der Ankunft zu Hause möglichst leer an zukommen. Schließlich will ich einen Ladezyklus mit meinem Aviloo Adapter aufzeichnen.
Zurück in Wien lande ich beim Schnellader am Verteilerkreis mit 8% Ladestand. Nun werde ich bis zumindest 80% aufladen und mir dann die Ladekurve ansehen. Beginnend mit 204kW Ladeleistung bis ca. 35% SOC, danach weiter mit ca. 120 kW durchgehend bis knapp unter 80% SOC. Bis dahin vergehen gerade mal 30 Minuten, das ist ein toller Wert, wenn man bedenkt, dass wir hier einen Akku mit über 100 kWh laden!
Fazit
Der Polestar 4 ist ein Meisterstück moderner E-Mobilität. Atemberaubende Beschleunigung, perfekte Fahrwerksabstimmung, ein mutiges und innovatives Design ohne Heckfenster, ein intuitives Bedienkonzept sowie eine Premium-HiFi-Anlage machen ihn zu einem Erlebnis der Extraklasse. Dafür ist auch der aufgerufene Preis durchaus angemessen, denn ich hatte schon teurere Testfahrzeuge, die weniger stimmig ausgestattet waren! Besonders die hervorragende Praxistauglichkeit des Bedienkonzeptes mich beeindruckt. Dass vieles über den zentralen Bildschirm bedient wird, hat mich nicht gestört, denn die wichtigen Bedienelemente finden sich am oder beim Lenkrad oder funktionieren automatisch wie erwartet.
Wer ein praxistaugliches leistungsstarkes Fahrzeug für die Langstrecke sucht, sollte sich den Polestar 4 jedenfalls ansehen!
Hier kann er nicht nur mit dem Mitbewerb mithalten, sondern vielleicht sogar den einen oder anderen Praxispunkt für sich entscheiden.
Wenn mein Bewegungsprofil eher die Langstrecke wäre, käme der Polestar durchaus in die engere Auswahl. Mit der Farbe meines Testfahrzeugs sogar auf Platz 1.!