Der VW ID.3 ist inzwischen eines der meistverkauften Elektroautos in Europa. Ich hatte nun fast eine ganze Woche Zeit dieses Auto zu testen. Mein Testwagen ist ein ID.3 First Edition und kommt in Farbe “Makena Türkis” daher. Das Feedback das ich bekomme, deckt sich mit meiner Meinung “geile Farbe”
Das Auto gefällt mir von außen und innen sehr gut! Die Anordnung des zentralen Bildschirmes mag ich zwar nicht so gerne, sie sorgt aber für ein seht flaches Armaturenbrett und mit den Dreieckscheiben vor den vorderen Fenstern für eine tolle Übersicht. Die Sitzposition ist hervorragend und bei der Lenkradverstellung fällt mir sofort positiv auf, dass das Tachodisplay in der Höhe mitwandert. Perfekt für mich, denn normalerweise schränkt sich die Einstellungsmöglichkeit stark durch die Sicht auf Tacho ein, das ist beim ID.3 perfekt gelöst.
Technik
Der ID.3 in der First Edition war das “Zuckerl” für die ersten Besteller. Sie bekamen ein überdurchschnittlich ausgestattetes Auto zu einem guten Preis. Die Batterie hat 58 kWh Energiegehalt, der Motor leistet maximal 150 kW und 310 Nm. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h abgeregelt. Geladen wird mit Wechselstrom bis 11 kW oder am Schnellader bis zu 125kW (je nach Ausstattung!). Mein Testwagen hat eine Top Ausstattung inkl. Panoramadach, Massagefunktion für Fahrer & Beifahrer, 20 Zoll Alufelgen, Rückfahrkamera, viele Assistenzsysteme, Ambiente Beleuchtung und vieles mehr. Weitere Details zu Ausstattung könnt ihr euch im Konfigurator auf der Webseite von Volkswagen ansehen.
Praxistest
Bei meiner ersten Fahrt von der Innenstadt über die Stadtautobahn fällt mir die hervorragende Sitzposition auf. Die elektrische Sitze lassen sich sehr flexibel einstellen und das Lenkrad kann überdurchschnittlich hoch und tief verstellt werden. Hervorragend finde ich, dass das Tachodisplay an der Lenksäule befestigt ist und somit mit dem Lenkrad in der Höhe verstellt wird! Dadurch kann ich es so einstellen wie ich es wirklich brauche, ohne dass mir dadurch die richtige Sicht auf den Tacho verstellt wird. Das habe ich noch bei keinem Testauto gesehen. Die Sicht auf den Tacho wäre allerdings gerade im ID.3 nicht nötig, da es gegen Aufpreis auch ein hervorragend ablesbares HUD gibt. Die Projektion in der Frontscheibe ist auch bei grellem Sonnenlicht hervorragend ablesbar und zeigt auch Informationen des Assistenz Systems an, gefällt mir sehr gut!
Zum Starten muss man keinen Knopf mehr drücken, sondern einfach auf dem Wählhebel an der Lenksäule die Fahrtrichtung auswählen. Anfangs etwas ungewohnt, aber sehr intuitiv und sinnvoll. Auch beim Abstellen reicht es den Park Knopf am Wählhebel zu drücken und danach, die Türe zu öffnen. Am zentralen Display werden dann alle Optionen angezeigt, die zu der aktuellen Situation Sinn machen, beispielsweise die Klimaanlage aktiviert zu lassen, wenn man nur kurz mal eine Zeitung holt und gleich wiederkommt. Solch gut durchdachte Funktionen habe ich bis jetzt nur beim Honda-e gesehen. Ich nenne es “situationsabhängige Optionen” und es erleichtert den Umgang mit dem Fahrzeug sehr.
Was mich etwas stört sind die “Touch Slider / Tasten” die überall im Fahrzeug verbaut sind, obwohl diese grundsätzlich gut funktionieren. Ich habe trotzdem manchmal das Gefühl, dass meine Befehle über diese Touch Dinger nicht so akkurat übertragen werden, wie mit echten Tasten. Speziell beim adaptiven Tempomat drücke ich oft +10 km/h obwohl ich nur +1km/h eingeben wollte!
Auch die Lautstärke am Lenkrad durch drücken zu verstellen ist mühsam solange bis ich rausfinde, dass man das auch mit darüberstreichen machen kann. Ob das im Winter auch mit Handschuhen funktioniert, würde ich gerne mal ausprobieren …
Fahrgefühl – Abmessungen
Mit dem ID.3 in der 1St Edition kommt niemals das Gefühl auf schlecht motorisiert zu sein. Der Heckantrieb sorgt nicht nur für einen tollen Antritt, sondern auch für einen sehr kleinen Wendekreis von etwas über 10 Metern. Mit einer Länge von 4,26 Metern und einer Breite von 1,81 Metern fühlt er sich schlank und wendig an. Der Kofferraum ist mit 385 Litern ausreichend groß für meine Wünsche. Die Höhe von 1,57 Metern macht ihn nicht zu einem SUV, aber der Einstieg ist angenehm. Auf der hinteren Sitzbank fühlt man sich gut aufgehoben, obwohl ich mit 195 cm Körpergröße lieber vorne sitze.
Mittelstrecke – Autobahn
Heute ging es über die Westautobahn ca. 140 km nach St. Oswald
Zumeist Autobahn immer an der erlaubten Geschwindigkeit meist Tacho 135 km/h. Wir hatten die Klima auf 20 Grad eingestellt da es draußen zeitweise 37 Grad heiß war. Der Verbrauch lag bei der Ankunft bei ca. 22,8 kWh, das ist nicht schlecht. Die Klimaanlage braucht übrigens in der Automatik Funktion ca. 1-2 kW. Bei Ankunft habe ich noch 40% SOC.
Da es bei meinem Restaurant eine Lademöglichkeit gibt, hänge ich mich gleich mal an. Der 11kW Lader bringt das Auto bis nach dem Mittagessen mit 18,36 geladenen kW wieder auf über 60%.
Der Rückweg führt mich nicht mehr über die Autobahn, sondern auf der Bundesstraße zurück Richtung Wien. Während der Fahrt sehe ich auf dem Energiebildschirm, dass der Wagen mit aktivierter Rekuperation bis zu 60 kW rückladen kann, wenn man von höherer Geschwindigkeit das Strompedal loslässt, das ist ein guter Wert! Bei der Rückfahrt lasse ich mich durch die Gegend treiben, somit werden es weitere 200 km bis ich wieder in Wien ankomme. Mit 9% SOC und einen Verbrauch von ca. 19,5 kWh/100 km für die gesamte Tagesfahrt von 356 km komme ich am Hypercharger am Verteilerkreis an.
Schnelladen
Dort steht der ID.3 am Schnellader, während wir uns ungesundes Essen reinstopfen und bekommt in Summe ca. 43 kWh Ladung auf einen SOC von 76% in 32 Minuten, das ist nicht schlecht! Wenn man sich die Ladekurve ansieht, die ich mit dem Aviloo Adapter aufzeichne (Danke für die Teststellung!), sieht man dass die 1St. Edition mit maximal 100 kW landen kann. Die Ladekurve braucht am Anfang etwas bis sie in Fahrt kommt, danach bis 100kW ansteigt um bei 76% noch immer mit 50 kW zu laden. Ein guter Wert, der mit dem großen 77 kWh Akku im ID.3 Topmodell sicher noch getoppt werden kann, da dieser bis maximal 125 kW lädt.
Der Ladeanschluß ist mit dem Deckel soweit gut verschlossen, dass es nur für den CCS-Teil des Steckers eine Abdeckung braucht. Der Typ 2 Anschluss kommt daher ohne Kappe aus. Das spart viel Gefummel beim Aufladen zu Hause.
Hallo ID
Natürlich gibt es bei Volkswagen auch eine Sprachsteuerung, die mit “Hallo ID” initiiert wird. In meinem Test gelingt es oft hervorragend Leute anzurufen, die Klimaanlage zu steuern oder Navigationsziele einzugeben. Kaum sitzt jemand im Auto, dem ich das zeigen will, ist die kleine “ID” eher zickig, als würde mein Beifahrer auf dem Mikrofon der Sprachsteuerung sitzen
Ich gehe allerdings davon aus, dass es eher am nervösen Unterton meiner Stimme liegt, wenn der Vorführeffekt wieder mal einsetzt. Im großen und ganzen klappt es gut! Bei Navigationszielen macht es durchaus Sinn zuerst den Zielort, vor der Andresse anzusagen und die Hausnummer vorerst wegzulassen, dann wird nicht nur das Fahrziel besser gefunden, sondern man bekommt sogar das Gefühl mit der “ID” ein Gespräch zu führen…
Ambiente und Sonderausstattung
Wählt man die Option des aufpreispflichtigen Ambiente Light, bekommt man eine sehr hübsche LED Beleuchtung, die man sich selbst in der Farbe einstellen kann. Sowohl der Hintergrund des Display, als auch die LEDs in den Türleisten nehmen dann diese Farbe an. Zusätzlich gibt es noch unter der Frontscheibe ein LED Band, welches Situationsabhängig in bestimmten Farben erscheint. Beim Abbiegen gibt es ein blaues Laufband in Fahrtrichtung, oder beim Laden sieht man den Ladestand und dass gerade geladen wird. Alles in Allem gefällt mir diese etwas verspielte Anzeige sehr gut. Ob ich dafür einen Aufpreis bezahlen würde, lasse ich dahingestellt.
Wofür ich mir allerdings überlegen würde, einen Aufpreis zu bezahlen ist das Head over Display. Die Anzeige im Fahrersichtfeld spiegelt nicht nur Informationen des Tachos in die Scheibe, sondern auch Leitlinien des Spurassistenten, Navigationsanweisungen und wichtige Infos des adaptiven Tempomaten. In Summe bekommt man damit immer eine gute Übersicht welche Helferleins gerade aktiv sind und welchen Status sie haben. Wirklich sehr nützlich!
Für mich auch wichtig, dass optional ein Fahrradträger mit bis zu 75 kg Stützlast möglich ist. Außerdem kann man sich auch Sportsitze oder die edlen Massagesitze bestellen, die auch in meinem Testfahrzeug verbaut waren. Zufällig mal eingeschaltet erwischte ich meine Frau, diese sehr oft während der Fahrt zu aktivieren, was man an dem entspannten und verträumten Blick in ihren Augen erkennen kann. Ich als Fahrer finde die Massagefunktion zwar auch toll, sie lenkt mich aber während der fahrt zu sehr ab, daher eher was für längere Staus oder Pausen im Auto.
Das optional verfügbare Panoramadach mit der riesigen Glasfläche, die fast über die gesamte Dachbreite reicht, kann über ein elektrisches Sonnenrollo, abgedunkelt werden. Mit “Hallo ID” “zeig mir die Sterne” kann es geöffnet werden.
Fazit
Der VW ID.3 hinterlässt einen noch stärkeren Kaufimpuls als damals das Tesla Model 3 oder der Honda-E. Nicht weil er besser ist, sondern weil er besser zu dem passt, was ich brauche! Ein praktisches kompaktes, leistungsstarkes Auto mit Langstreckentauglichkeit, womit ich auch mal zwei Fahrräder transportieren kann. Und das zu einem halbwegs erträglichen Preis. Und all das hat der Volkswagen ID.3.
Die speziellen Touch/Slider Tasten sind zwar gewöhnungsbedürftig, aber dafür gefallen mir viele “situationsabhängige Funktionen” sehr gut, die ich an vielen Stellen im Ablauf der Bedienung des ID.3 finde.
Der Preis beginnt ab € 34.590,- und kann im Konfigurator mit vielen tollen Ausstattungsoptionen auf über € 50.000,- hochkonfiguriert werden. Mit all den schicken Funktionen, die mein Testwagen hat, fürchte ich den Preis näher bei € 50.000,- wieder zu finden. Mit dem ID.3 hat Volkswagen vieles richtig gemacht, daher verkauft er sich bisher auch ausgesprochen gut.
Wenn bei mir die Entscheidung ansteht, wird der ID.3 sicher unter die ersten Drei Fahrzeige kommen, die ich mir dann ansehe.