Zwei Tage durfte ich den Audi ETron testfahren. Eine gute Gelegenheit, diese Testfahrt gleich mit einem Besuch bei der E-Mobility Konferenz des EMC in Steyregg zu verbinden. Als ich das Auto am Dienstag Nachmittag bei Porsche Wien Nord abhole, bin ich erst mal überwältigt. Der Etron, den ich bekomme ist TOP ausgestattet. Alufelgen in Wagenfarbe, Breitreifen, Luftfahrwerk, elektrisches Panoramadach mit elektrischer Sonnenblende, Kamera Außenspiegel und vieles mehr! In dieser Ausstattung kann man den Basispreis von ca. € 80.000,- locker auf € 113.000 ,- aufstocken. Der Akku mit 95 kW/h lässt eine gute Reichweite erahnen, aber dazu später.
Der Etron macht einen hervorragenden ersten Eindruck. Das Fahrzeug sieht in der Top Ausstattung sehr edel aus! Fast schon etwas angriffslustig. Die Verarbeitung ist auf Top Niveau, so wie man es von einem Fahrzeug für diesen Preis erwarten kann.
Vorsprung durch Technik ?
Die Systemleistung der beiden Elektromotore beträgt über 252 PS Dauerleistung und kann kurzzeitig 480 PS im BoostModus abgeben. Dabei wird ein Drehmoment von 664 Nm verfügbar, der das Auto in 5,7 Sekunden auf 100 km/h bringen kann. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h abgeriegelt.
Der Stromverbrauch wird mit 22-26 kW/h (WTLP) angegeben. Im kombinierten Fahrzyklus (WTLP) sollen damit 411 km Reichweite möglich sein. Da das Fahrzeug ein Leergewicht von fast 2500 kg hat, wird es interessant ob der cw Wert von 0,27 (mit dem virtuellen Außenspiegel) hilft diese Reichweite auch darzustellen.
Der Kofferraum ist riesig und kann in meinem Testfahrzeug elektrisch bedient werden. Im vorderen Stauraum unter der Motorhaube kann man locker alle nötigen Ladekabel inkl. Adapter unterbringen.
Der E-tron kann gegen Aufpreis mit einer zusätzlichen TYP2 Ladebuchse auf der Beifahrerseite ausgerüstet werden. Man hat dann zusätzlich zum CCS Anschluss auf der Fahrerseite auf beiden Seiten des Fahrzeuges einen TYP2 Anschluss. Die Ladeklappe gleitet nach Druck auf eine Ecke elegant nach unten und gibt den Ladenschluss frei. Geladen wird mit bis zu 150 kW/h über CCS, oder mit 7,2 kW/h über Typ 2 angeblich 2 Phasig.
Es gibt drei Bildschirme, die sehr bedienfreundlich angeordnet sind. Einen in der Mitte hinter dem Lenkrad, einen für die gesamte Bedienung und das Navigationssystem im Armaturenbrett und einen weiteren darunter für die Klimaanlage. In meinem Modell sind noch zwei weitere Bildschirme in den Türen verbaut. Sie sollen die Außenspiegel ersetzen und sind bei Audi derzeit ein Alleinstellungsmerkmal.
Der große Griff vorne in der Mittelarmlehne beinhaltet die Wippe für die Fahrmodi. Am Lenkrad befindet sich zusätzlich zu den üblichen Hebeln links und rechts noch ein weiterer Bedienhebel für den adaptiven Tempomaten. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase verwechselt man die Beiden Hebel auch nicht mehr wenn man sie blind bedient. Zusätzlich dazu gibt es 2 Padels mit denen man die Rekuperation einstellen kann. Schade ist dass sich der Etron in meinem Test diese Einstellungen nicht merkt. Das geht auch nicht, wenn man sich ein Fahrerprofil speichert, schade.
Praxis
Gleich nach dem Start meldet sich der Reichweitenmonitor mit einer Einsparungsmeldung von 4 km Reichweite, wenn ich die Klimaanlage ausschalte. Das fängt ja gut an 😉 Ich stelle die Klima auf 22 Grad und schalte die hervorragende Hifi Anlage ein. DAS ist die Praxis beim Autofahren!
Ich fahre mit SOC 100% von Porsche Wien Nord über die A22 und die S5 Richtung Westautobahn. Natürlich nicht bevor ich mich mit den wesentlichen Bedienelementen vertraut gemacht habe. Die innovativen Kamera Außenspiegel sind Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da die beiden Displays merklich tiefer und etwas näher angeordnet sind als man gewohnt ist. Nach einigen 100 km gewöhnt man sich allerdings daran. Kaufen würde ich sie allerdings nicht.
Da auf der S5 nichts los ist, teste ich gleich mal die Fahrassistenzsysteme. Der Spurhalte Assistent funktioniert auch auf der Autostraße sehr gut. Nimmt man die Hände etwas zu lange vom Lenkrad beginnt die Warnung mit einem kleinen gelben Lenkrad am Armaturenbrett. Danach kommt eine Erinnerungsmeldung und anschließend ein Warnton. Reagiert der Fahrer auch nicht auf diese Info, dann beginnt der Gurtenstraffer zu zucken und anschließend macht der E-Tron einige kurze Bremsrucker. Wird immer noch nicht reagiert, schaltet der Assistent die Warnblinkanlage ein und verzögert langsam bis zum Stillstand. All das wird sofort unterbrochen, sobald man dazwischen irgendwann das Lenkrad wieder berührt, das gefällt mir!
Auf der A1 angekommen stelle ich den Tempomat auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit inkl. Toleranzgrenze und lassen den E-Tron mal einige Zeit selber fahren. Ich bin meist auf der zweiten Spur und beobachte wie souverän der adaptive Tempomat die regelmäßig auftretenden Verletzungen meines Sicherheitsabstandes durch einordnende Fahrzeuge ausgleicht. Für mich wesentlich stressfreier, als wenn ich selber fahren würde. In Linz gibt es eine IG/L 100 km/h Beschränkung, die für Elektrofahrzeuge inzwischen ja nicht mehr gilt. Ich freue mich richtig mit 130 km/h auf die linke Spur zu wechseln und bin überrascht wie viele Verbrenner sich dort mit gleicher Geschwindigkeit bewegen. Noch mehr überrascht bin ich, als mich der Radar in diesem Bereich dann blitzt. Kennzeichenerkennung dürfte (noch) nicht funktionieren. Bin gespannt ob da was kommt 😉
Runter von der Autobahn merkt man in schnell gefahrenen Kurven das hohe Gewicht des Audi. Die Beschleunigung ist zwar gut, aber Ampelstarts gewinnt man mit dem E-Tron nur dann, wenn man des “S” Modus aktiviert und den Bost Modus nutzt.
Als ich in Linz bei meinem Hotel ankomme habe ich noch ca. 60 km Restreichweite. Das bedeutet dass der Audi auf der Autobahn mit 140 km/h ca. 280 km weit kommt. Das ist nicht berauschend, aber für ein 2,5 Tonnen Dickschiff durchaus ok. Ich habe auf der Fahrt selbst beim Gleiten bei 130 km/h selten weniger wie 30 kW verbraucht. Als Schnitt für die Fahrt von Wien nach Linz werden mir im Durchschnitt 36,4 kW/h auf 100 km angezeigt.
Beim Einparken hilft die Rückfahrkamera sehr. Eine Besonderheit, die ich entdecke ist die Reinigungsanlage für die Kamera, die leider bei Regen oft verschmutzt ist. Hat man den Retourgang eingelegt, dann kann man am Display etwas versteckt eine Reinigung durch eine Wasserdüse auslösen. Das funktioniert nicht nur gut, sondern ist sehr hilfreich nach einer Fahrt bei Regen.
Wenn es dunkel wird, dann kommt Stimmung ins Auto. Die Ambiente Beleuchtung illuminiert blaue LED Streifen in den Türen. Diese machen einen sehr stilvollen Innenraum! Leider lässt sich das auf einem Foto mit meiner Ausrüstung kaum angemessen festhalten.
Fazit
Der Etron wird dem Slogan von Audi “Vorsprung durch Technik” durchaus gerecht. Die Bedienung der Grundfunktionen sind trotz vieler Möglichkeiten selbsterklärend und intuitiv nutzbar. Sieht man etwas tiefer in die Feinheiten der Bedienung hinein, findet man viele weitere nützliche Funktionen, die das Auto zu einem tollen Fahrerlebnis machen.
Etwas enttäuscht hat mich der hohe Verbrauch auf der Autobahn. Auf der Langstrecke muss man den Audi bei vergleichbarer Fahrweise zu einem Verbrenner ca. alle 300 km aufladen. Dafür gibt es viel “Vorsprung durch Technik”. Allerdings hat diese Technik auch ihren Preis, denn mein Testfahrzeug hatte nahezu die gesamte Aufpreisliste verbaut und kam damit auf einen Preis von ca. € 113.000,-