Mit dem Test des RAY 7.7 Elektroroller habe ich die Motorradsaison vor ein paar Tagen eröffnet. Leider mit zum Teil gefrorenen Fingern Mein Testfahrzeug kommt von den 2radHelden bei Vertical ist angeblich der beste Elektroroller auf dem Markt. Ob das stimmt, durfte ich innerhalb einer Woche herausfinden.
Die elektrische Ray 7.7 darf man mit einem A1 Führerschein oder auch dem Code 111, das ist ein Zusatz zu dem Auto (B) Führerschein lenken.
Technische Informationen
Die Ray 7.7 ist 2.050 mm lang, 730 mm breit und 1.106 mm hoch. Der Radstand beträgt 1.452 mm. Der Lenkeinschlag ist 45°. Das Eigengewicht beträgt 165 kg . Es ist ein kombiniertes Bremssystem (CBS) verbaut, welches mit dem linken Bremshebel beide Bremsen aktiviert. ABS ist nicht vorhanden.
Die Kraftübertragung erfolgt über einen Zahnriemen vom Motor zum Hinterrad, es gibt weder ein Getriebe noch eine Kupplung. Die RAY 7.7 schafft eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h, und hat eine überraschend flotte Beschleunigung. Mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometer mit einer Ladung im kombinierten Einsatz, ist sie mehr als praxistauglich.
Die RAY 7.7 wird von einem bürstenlosen luftgekühlten permanent erregten Elektromotor mit einer Dauer-Nennleistung von 10.7 kW angetrieben. Die Maximalleistung ist 17,5 kW bzw. 23 PS. Mit 290 Nm Drehmoment ist der Roller nicht zu unterschätzen!
Die Batterie hat eine Kapazität von 7,7 kWh (Netto) und ist wie auch das Ladegerät fix verbaut! . Der Vorteil dabei ist, dass die RAY 7.7 optional mit einem Typ2 Ladeanschluß ausgestattet werden kann. In Kombination mit dem ebenfalls optionalen 3,3 kW Ladegerät dauert eine Volladung von 0-100% nur ca. 180 Minuten. Das Aufladen an einer Haushaltssteckdose mit dem serienmäßigen 1,8 kW standard Lader braucht ca. vier Stunden und 20 Minuten.
Ausstattung
Bei vielen Motorrollern gibt es irgendeinen Pferdefuß bei der Ausstattung. Nicht bei der Ray 7.7!
In den hervorragend mit LED beleuchteten Stauraum unter dem Sitz passt mein BMW Carberg Helm ohne Probleme hinein. In der Frontschürze ist ein kleines versperrbares Staufach mit einem USB-Ladeanschluß wo man nahezu jedes Smartphone reinbekommt. In der Mitte ist ein Haltebügel für Tasche oder andere Transportgüter. Rechts daneben eine Klappe hinter der sich der Typ 2 Ladestecker verbirgt, sofern man den dazu bestellt hat.
Es gibt eine Alarmanlage, die über die Hupe Alarm signalisiert und über die App das Auslösen eines Alarms weitergibt.
Der Sitz ist in drei Höhen von 770-800mm verstellbar, damit lange Leute wie ich keine verbogenen Knie bekommen.
Die gesamte Beleuchtung der RAY 7.7 ist LED. Das Abblendlicht hat eine sehr gute Hell/Dunkel Grenze und der Scheinwerfer ist gut abgestimmt.
Es gibt auch eine AppSteuerung die ich aber nicht ausprobiert habe! Sie kann angeblich Navigationsdaten vom Smartphone über Bluetooth auf eine Pfeilnavigation am Display anzeigen. Die gesamte Beleuchtung und die Blinker der RAY 7.7 ist serienmäßig in LED Ausführung. Kommt man auf einen Akkustand von unter 9% wird der Reserve Mode aktiviert und die Motorleistung, wie auch die Geschwindigkeit werden gedrosselt.
Praxistest
Gleich nach dem Aufsteigen fällt mir das 5 Zoll große TFT Multifunktion-Farbdisplay auf. Es ist sehr gut aufgeräumt und zeigt alle nötigen Informationen an. Ladestand, Restreichweite, Tageskilometer, Temperatur für Motor und Akku, die entnommene und auch rekuperierte Leistung als Rundbalken um den Tacho. Auch ob der Ständer ausgefahren oder der Retourgang eingelegt ist. Alles auf einen Blick gut und übersichtlich erkennbar!
Die drei Fahrmodi City, Flow und Sport sind mit unterschiedlichen Farben hinterlegt. Die Farbwahl hätte ich anders gewählt, denn der Sport Modus ist grün, und der Flow Modus ist blau. Das passt für mich nicht, denn der Sport Modus fühlt sich für mich ROT an, aber ist Meckern auf sehr hohem Niveau.
Es gibt eine sehr gute Rekuperation die im Modus Sport und City zur Verfügung steht. Wählt man Flow, dann gibt es keine Rekuperation. Damit ist auch entspanntes Dahingleiten möglich.
Auch die Beschleunigung sowie die angezeigte Restreichweite ist unterschiedlich und passt zu dem jeweiligen Fahrmodus.
Mir persönlich hätte es gefallen, wenn man sich in jedem Modus einstellen kann ob die Rekuperation aktiv sein soll, oder nicht.
Beim Losfahren fällt mir sofort auf, dass der StromGriff sehr gut dosiert werden kann. Keine Überraschungen beim Losfahren. Dreht man allerdings stärker dann geht durchaus die Post ab. Speziell im Sport Modus gibt es bei vergleichbaren Rollern mit Verbrennungsmotor bis ca. 300ccm Hubraum kaum Gegner. Die Rekuperation im Sport Modus ist von höheren Geschwindigkeiten bis ca. 45 km/h merklich und wird ab ca. 45 km/h bemerkenswert stark. Daran muss man sich gewöhnen, wenn man so wie ich, oft einhändig das Visier des Helmes zumacht.
Auf der Stadtautobahn kann ich mal etwas stärker aufdrehen und bin sehr überrascht! Die Beschleunigung von 50 Km/h auf 80 km/h geht so rasch, dass ich sofort Lust bekomme auf die Autobahn zu fahren!
Ich hole mir also meine alte Motorradkombi aus dem Keller und fahre auf die A4 Richtung Flughafen. An der Stadtgrenze drehe ich dann voll auf und bin wieder überrascht. Von 80 km/h auf bis zu 132 km/h (lt. Tacho) kann ich beschleunigen. Und das klappt von 80 km/h bis 110 km/h sogar sehr zügig. Ich lasse die Ray 7.7 einige Ausfahrten lang auf “Vollgas” laufen und bemerke, dass die Reichweitenanzeige sehr exakt mit den gefahrenen Kilometern weniger wird. Sieht so aus als wäre das die erste Anzeige, die realistische Werte darstellt, kaum zu glauben! Damit ist es möglich die Ray 7.7 mit 100 km/h Dauergeschwindigkeit ca. 100 km weit zu fahren, das ist wirklich toll.
Ich bin überrascht wie schnell man 50km “verfahren” kann und als ich zurückkomme ist es fast dunkel. Die Voll LED-Beleuchtung der Ray 7.7 sorgt für eine gute Sicht.
Es gibt bei der RAY einen Retourgang, welcher über einen Hebel unterhalb des Fernlichttaster aktiviert wird. Beim Einparken stelle ich fest, dass der Retourgang ganz leicht mit dem Finger der linken Hand ausgelöst werden kann. Dieser funktioniert nur wenn der Roller steht. Auch der Hauptständer ist genauso perfekt integriert wie alles hier!
Drückt man im Sitzen auf den in der Ausnehmung der Bodenplatte eingelassenen Ständer und fährt leicht zurück, kippt der Roller fast wie von selbst nach hinten auf den Hauptständer. Das kann sogar meine 80 jährige Oma, wenn ich eine hätte
Ich hänge die RAY über den Typ2 Anschluss an meine neue Ladestation von EASEE und merke wie diese auf einphasiges Laden umschaltet. Im Display der RAY sieht man plötzlich den Ladestand, die derzeit geladene Leistung und die Zeit bis zum Vollladen angezeigt, hervorragend gemacht. Rechts oben kann man erkennen welches Ladeziel eingestellt ist, dieses lässt sich über das Einstellungsmenü verändern.
In meinem Testfahrzeug ist sowohl der TYP2 Anschluss als auch das starke 3,3 KW Ladegerät eingebaut. Daher wird mir angezeigt, dass der SOC von derzeit 57% in ca. 1 Stunde wieder voll ist.
Zum Spaß habe ich habe auch versucht den Roller an einer Ladestation von WienStrom zu laden. Macht zwar keinen Sinn, denn dann muss man immer ein Typ2 Kabel dabei haben, und zahlt für das einphasige Laden unnötig viel. Aber hier ging es eher um die Machbarkeit, funktioniert hat es jedenfalls. Ob die Elektroautofahrer eine Freud haben, wenn der kleine Roller die Ladestation blockiert, möchte ich nicht beurteilen. Am Lader in meiner Nähe ist derzeit noch nicht viel Andrang. Und ein kurzes einphasiges Typ2 Kabel würde in das Topcase passen, welches optional bestellbar ist …
Fazit
Die Ray 7.7 ist ein absolut perfekter Roller. Das Fahrwerk und die Bauart ist sehr nachhaltig und alle Bedienelemente sind da wo man sie erwartet und braucht. Der Riemenantrieb und der kraftvolle Motor sorgen für hervorragenden Vortrieb. Überrascht hat mich, dass dieser Vortrieb auch noch bei 80 km/h so kraftvoll ist, das hatte ich bei einem Roller selten. Es gibt überdurchschnittliche Ausstattungsmöglichkeiten, die man aber nicht unbedingt alle braucht.
Das macht die Ray 7.7 zu einem perfekten Stadtmotorrad welches man durchaus auch mal auf der Autobahn auf der 2. Spur bewegen kann! Das Fahrwerk ist hart aber gerecht und es gab damit in meinem Test keine unangenehmen Überraschungen.
Würde ich einen Roller brauchen, wäre die Ray 7.7 jedenfalls in der engeren Wahl. So viel Leistung und Ausstattung hat natürlich auch seinen Preis, dieser beginnt in der Standard Ausstattung ab € 9490,-
Lust auf eine Probefahrt bekommen? – Testfahrten sind über www.2radhelden.at nach Terminvereinbarung gerne möglich.
Genauere technische Daten zur Ray 7.7 als hier beschrieben, gibt es auf der Webseite der 2radhelden.