Ein neues Modell von Renault ist in den Startlöchern, der Renault Megane E-Tech Electric. Ich wollte diese französische Schönheit schon einige Zeit zum Testen bekommen, nun ist es so weit.
Der Megane E-Tech in der besten Ausstattungsvariante Ionic, macht einen sehr eleganten ersten Eindruck. Die Karosserie vermittelt eine dezente Basis, mit einigen verspielten Details. Die goldfarbigen Einarbeitungen in den Stoßfängern sind eines dieser Details. In Kombination mit den silbernen Alufelgen etwas zu viele Farbakzente, für meinen Geschmack. Man kann diese Lackierung allerdings selbst auswählen, je nach Ausstattung. Ich würde sie in der Wagenfarbe oder in schwarz wählen, das gibt dem Wagen einen noch eleganteren Touch. Die schmalen LED Scheinwerfer passen sich nahtlos in die Front ein und geben dem Megane ein aufgeräumtes Erscheinungsbild. Das zieht sich auch am Heck weiter durch. In Summe ergibt sich eine Kompaktlimousine mit erhöhtem Einstieg und einer etwas breiteren Silhouette im hinteren Teil.
Technische Daten
Der Megane E-Tech ist 4,2 m lang, 1,70 m breit und hat ca. 1700kg bei einem Cw Wert von 0,29. Er passt somit gut in die Kompaktklasse. Die Batterie mit 60 kW/h sorgt für eine WLTP Reichweite von bis zu 450 km. Der Vorderrad Antrieb ist mit den 204 PS nicht überfordert. Das Fahrwerk ist sportlich motiviert, aber trotzdem zuverlässig und angenehm. Die Beschleunigung von 0-100 klappt in 7,5 Sekunden.
Der Kofferraum ist ungewöhnlich tief und fasst 440 Liter. Daraus ergibt sich, wenn man will eine relativ hohe Ladekante von über 30cm. Es gibt aber eine Möglichkeit der Zwischentrennung, dann kann man unter dem Boden ein Ladekabel und einige andere Dinge unterbringen und hat damit weniger Tiefe, ganz nach Bedarf. Frontkofferraum gibt es keinen.
Erster Eindruck
Der elektronische Schlüssel des Fahrzeugs ist für Renault typisch rechteckig und nicht besonders hübsch. Er funktioniert “keyless” bei Annäherung. Schon beim Öffnen bemerkt man als Besonderheit die automatisch versenkbaren Türgriffe und eine nette Lichtspielerei in den Scheinwerfern als Willkommensgruß. Das gefällt mir gut.
Im Inneren sieht es sehr elegant aus. Die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck. Die Armaturen sind sehr extrem gut und übersichtlich integriert. Der Fahrerbildschirm ist hochauflösend und kann unterschiedliche Anzeige Modi darstellen. Verfeinert wird das Ganze mit einer dezent wirkende Ambiente Beleuchtung. Alles was man angezeigt haben will, ist gut positioniert.
Das zentrale Display ist dem Fahrer zugeneigt. Es reagiert rasch und die Menüführung ist logisch aufgebaut. Einige der Einstellungen hat Renault in die grafisch dargestellten Optionsbilder verbaut. Beispielsweise kann man die Ladebegrenzung des Akku direkt über einen Schieberegler in der Grafik des Autos verstellen, wenn man oben bei 100% angreift und nach links übers Auto zieht. Das ist zwar sehr innovativ, man muss es allerdings erst entdecken. (siehe Bild)
Unter dem zentralen Display ist eine induktive Ladeschale, die mein Handy aber nur ohne Hülle aufladen möchte. In der Mittelkonsole gibt es Becherhalter, ein kleines Ablagefach für Schlüssel und eine aufklappbare Mittelarmlehne. Das Element der Ladeschale sorgt bei größeren Personen auf längeren Fahrten manchmal für Kniekontakt, bei schneller gefahrenen Kurven.
Fahren
Zum Losfahren muss man den Startknopf drücken und danach an der Lenksäule den Fahrtwählhebel betätigen. Mit den Paddels am Lenkrad kann man sich die Rekuperation in 3 Stufen einstellen. Bei der stärksten Rekuperation wird schon eine sehr ordentliche Bremswirkung erzielt, aber nicht bis zum Stillstand gebremst!
Der Rückblickspiegel zeigt das Bild einer Kamera, die in der Antennenflosse am Dach integriert ist. Hervorragende Idee, denn das Heckfenster bietet nicht viel Durchsicht. Die 360 Grad Kameraansicht ist gut gemacht und zeigt alle nötigen Bilder die eine tolle Draufsicht auf das Auto ermöglichen, so muss das sein. Alle Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet. Für die Bedienung der hervorragenden Multimediaanlage von Harman Kardon gibt es auf der rechten Seite einen eigenen Hebel an Lenkrad. Der satte Klang mit gutem Bass überzeugt mich sehr. Das Fahrwerk ist ausgewogen mit einer starken Tendenz zum Komfort. Die 204 PS haben mit dem Megane durchaus leichtes Spiel, aber es kommt kein Sportwagenfeeling auf.
Praxistest
Die Reichweitenanzeige unter dem Tacho zeigt beim Start meiner ersten Fahrt knapp 400km Reichweite mit einem vollen Akku an.
Mit dem 60 kWh Akku ist diese Prognose etwas gewagt, denn heute geht es auf eine Veranstaltung nach Marchtrenk und somit werden wir fast nur Autobahn und etwas Bundesstraße fahren. Das weiß Megane allerdings noch nicht
Das Android System im Auto mit dem Google Navi ist eine super Kombination die hervorragend funktioniert. Schade dass es nur in wenigen Autos zu finden ist.
Nach dem Eingeben der Route zeigt mir das Google Navigationssystem nach Ankunft am Ziel einen Akkustand von 18% an, das klingt schon etwas realistischer! Meine Fahrweise auf der Autobahn ist sportlich und immer an der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, mit etwas Reserve nach Unten . Trotzdem hat Google mit dem Rest SOC nach meiner 200km langen Fahrt auf 2-3 % richtig geschätzt! Es gibt auch eine Ladeplanung, die ich allerdings auf der eher kurzen Strecke nicht getestet habe!
Die intuitive Bedienung im Renault Megane ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt auf der rechten Seite des Lenkrades 3 Schaltelemente. Den Fahrhebel, einen Hebel für Scheibenwischer und einen Schaltstock für die Bedienung der Audioanlage. Manchmal erwische ich beim Ändern des Fahrmodus den Scheibenwischer! Hat man sich daran gewöhnt sind die Bedienelemente durchaus intuitiv zu bedienen…
Auf der Autobahn angekommen lasse ich den Megane mal ein bisschen alleine fahren. Der Spurassistent mit dem adaptiven Tempomaten macht das gut. Anfangs wundert mich, dass ich niemals aufgefordert werde das Lenkrad zu berühren, wie ich es in anderen Autos gewohnt bin. Genauer beobachtend stelle ich fest, dass das kapazitive Lenkrad so sensibel reagiert, dass ein Finger am Lenkrad reicht, meine Anwesenheit zu bestätigen. Sehr sensibel gemacht und ausgesprochen praxistauglich!
Nimmt man die Hände zu lange vom Lenkrad gibt es zuerst eine gelbe Warnmeldung danach kommt ein rotes Fenster mit einem dezenten aber unüberhörbaren Signalton. Reagiert man danach immer noch nicht, macht das Fahrzeug ein paar Rucker mit der Rekuperation um kurz danach einen dezenten Bremsvorgang einzuleiten sofern man immer noch nicht auf das Lenkrad gegriffen hat. Das gefällt mir gut und sorgt für ein gutes Sicherheitsgefühl.
Überall im Auto merkt man hochwertige Verarbeitung, außer bei der Unterschäumung der Armlehne der Fahrertüre, diese könne gerne noch etwas üppiger sein, denn mir tut nach einigen Kilometern auf der Autobahn mein Ellenbogen etwas weh. Die in meinem hervorragend ausgestatteten Testfahrzeug eingebauten Massagesitze bearbeiten leider nur den unteren Rücken.
In meiner Garage habe ich versucht dem Parkassistenten eine Chance zu geben. Dieser kann angeblich quer und längs automatisch einparken. Mein Praxistest funktioniert erst beim 3. Versuch, dann allerdings durchaus brauchbar. Drängt sich nur die Frage auf, ob man das auch in einer stark befahrenen Straße ausprobieren möchte Ich finde die Funktion nett, aber nicht besonders praxistauglich. Denn bei den Parklücken wo die Einparkhilfe gut funktioniert, kann auch ein Fahranfänger problemlos einparken!
Laden
Nach meiner Ankunft am heutigen Ziel, geht es an den 50kW Schnelllader. Mein Auto sagt mir, dass es ca. 70Min laden muss bis es voll ist. Da ich heute am Infostand des EMC gebraucht werde, kann ich die Ladung nicht beobachten. Der Megane kann mit maximal 130kW eh viel schneller laden als die Ladesäule, somit nicht wirklich spannend. Als ich nach etwas mehr als einer Stunde zum Auto komme ist die Batterie bereits vollgeladen, das bedeutet rein rechnerisch, dass relativ lange mit 50 kW geladen wurde!
Nach meiner Rückkunft in Wien, geht es wieder mit 9% SOC an einen 150kW Lader. Diesmal schau ich etwas genauer hin und sehe kurz nach dem Start gleich mal 70kW, die sich bis zu einem SOC von 20% auf 120kW erhöhen. Bei 40% SOC geht es dann runter auf 80kW Ladeleistung um dann bei 60% SOC noch mit 62kW zu laden. Ich komme in Summe in 22 Min von 9% auf 62% Ladestand. Mehr Energie brauche ich heute nicht.
Ich denke dass bis 80% noch weitere 15 Minuten vergehen werden, somit kann man davon ausgehen von 10% auf 80% in ca. 40 Min zu schaffen sind. Das ist nicht superschnell, aber ein durchaus brauchbarer Wert für normale Temperaturen.
Der Megane lässt sich auch am Wechselstrom mit bis zu 22kW laden. Es macht beispielsweise Sinn, wenn man an einer Autobahn Raststation ein gemütliches Mittagessen genießen will, ohne Strafgebühr für ein vollgeladenes Auto am Schnelllader zu zahlen!
Denn dann stellt man den Megane an einen 22kW Smartrics Lader, die meistens frei sind und hat damit schon mal 2 Stunden Zeit ein gemütliches Mittagessen zu genießen und wird trotzdem gut geladen Das können nur sehr wenige Autos!
Fazit
Der Renault Megane E-Tech ist ein innovatives und edel gestaltetes Auto. Die zeitlose Eleganz außen sowie im Innenraum gibt mir immer das Gefühl in einem besonderen Auto zu sitzen. Man fühlt sich wohl und bis auf die Armlehne in der Fahrertür, ist alles sehr angenehm. Bei der technischen Ausstattung merkt man, dass Renault schon sehr viel Erfahrung in der Elektromobilität hat. Speziell die Wechselstromladung mit bis zu 22kW ist was besonderes!
Der Verbrauch von etwas über 24kWh/100 km ist für meine Fahrt auf der Autobahn mit etwa über 106km/h Durchschnittsgeschwindigkeit ein guter Wert. Das lässt sich natürlich mit 100 km/h im Windschatten eines LKWs noch drastisch reduzieren, macht aber dann keine Freude ….
Der Preis von etwas über € 51.000,- inkl. Steuer (ohne Abzug der Förderung!) für mein Top ausgestattetes Testfahrzeug ist zwar kein Schnäppchen, aber durchaus vergleichbar mit ähnlich gut ausgestatteten Fahrzeugen des Mitbewerbes. Alles in Allem ist der Renault Megane E-Tech Electric ein zeitlos hübsches kompaktes Auto mit guten französischen Wurzeln.