Nachdem ich beim Weltrekordversuch “Rock the Ring” mit einem blauen dem Tesla Model 3 Performance fahren durfte, lag es nahe, dieses Auto das restliche Wochenende nicht ungenutzt stehen zu lassen 😉
Da ich das Model 3 bis jetzt nur während einer kurzen Überstellungsfahrt testen durfte, nahm ich das Angebot an.
Ich beschreibe hier allerdings nur einige Erlebnisse, die mir während meines Wochenendes mit dem Auto aufgefallen sind, denn für einen ausführlichen Praxistest müsste ich das Auto länger haben.
Bedienung
Schon vor dem Einsteigen kommt die erste Herausforderung, denn einen Schlüssel, oder eine Fernbedienung gibt es beim Model 3 nicht! Die Zutrittskarte muss an der Seite der Tür auf der B-Säule angehalten werden. Damit wird das Fahrzeug entriegelt. Danach muss man die Karte an einen bestimmten Platz in der Mittelkonsole legen, damit das Fahrzeug startet.
Das Model3 kann viel komfortabeler mit dem Smartphone geöffnet werden, diese Funktion stand mir allerdings in meinem Test nicht zur Verfügung.
Die Bedienung über das große zentrale Display ist zwar gewöhnungsbedürftig, stellt aber normalerweise keine großen Herausforderungen dar. Mann muss sich einfach nur etwas umgewöhnen, dass der Tacho etwas weiter recht zu sehen ist als gewohnt.
Alle Bedienungselemente die wichtig gebraucht werden, sind mit maximal einem Druck auf den Bildschirm abrufbar. Nur der Scheibenwischer ist eine kleine Herausforderung! Er funktioniert zwar über den Regensensor automatisch, aber über die Intensität und die Ansprechzeit, sind der Tesla und ich uns leider nicht einig geworden. Das war allerdings nur ein Problem bis ich herausgefunden habe, dass am linken Bedienhebel durch kurzes Drücken ein Wischimpuls auch händisch ausgelöst werden kann.
Die beiden Drehknöpfe am Lenkrad sind während der Fahrt belegt mit Lautstärke und Geschwindigkeitsanpassung des Autopiloten. Durchaus intuitiv zu bedienen.
Die Steuerung der Lüftungsanlage ist das absolute Highlight, denn hier kann man sehr flexibel den Luftstrom separat für Fahrer und Beifahrer durch wischen auf dem großen Bildschirm einstellen. Die restliche Bedienung ist intuitiv und logisch aufgebaut. Wer ein Handy bedienen kann, wird auch das Fahrzeug bedienen können.
Leistung & Fahrgefühl:
Die Beschleunigung des Model 3 Performance in 3,4 Sekunden auf 100 km/h ist brachial. Die 2 kräftigen Motoren machen den Eindruck als würden sie das Auto wie eine Kanonenkugel auf Geschwindigkeit bringen. Der Unterschied zum “normalen” Modell 3 ist beim Beschleunigen merklich spürbar.
Mit den 20 Zoll Performance Felgen liegt das Auto hart auf der Straße. Der Kontakt zur Straße ist in einigen Fahrsituationen schon fast etwas zu direkt! Ob man so viel Feedback von der Straße mag, ist subjektiv.
Wenn man es nicht so direkt mag, sollte man sich eher die 18 Zoll Felgen bestellen, da ist im wahrsten Sinn noch etwas mehr Luft nach oben!
Trotz all dieser Leistung hat das P-Modell eine Reichweite von über 500 km nach WLTP.
Das Model 3 Performance hat einen stärkeren Heckmotor eingebaut, daher ist der Verbrauch auch etwas höher, als beim Standard Modell. Im Datenblatt von Tesla sind es gerade mal 530 km (statt 560 km) Reichweite, also vernachlässigbar gering! Ob die größere Leistung wirklich nötig ist, bleibt subjektiv wahrnehmbar und ist abhängig von der Brieftasche, denn die Leistungssteigerung des Model P kostet um fast 7000,- mehr als dass Modell ohne Performance Paket.
Praxis Test
Was soll ich euch sagen 😉 Das Fahrzeug hätte die Strecke von Wien nach Mariazell und wieder zurück mit einigen Umwegen von mehr als 400km selbst bei meiner forschen Fahrweise locker ohne Laden geschafft. Da ich das Laden an einem Supercharger testen wollte, habe ich keinen Umweg ausgelassen und auch die vorhandene Leistung bei jeder Gelegenheit abgerufen um das Auto leer zu bekommen. Das macht viel Spaß, ist aber nicht einfach, ohne die Exekutive zu sponsern! Aber ich hab mich bemüht, keine unnötigen Spenden an die Verkehrsüberwachung abzuliefern 😉
Die eine Strecke nach Mariazell fahren wir fast nur über die Bundesstrasse. Jedes Überholmanöver ist in wenigen Sekunden erledigt und man muss immer sehr aufpassen die Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht zu überschreiten. Einen Augenblich länger beim Überholen am Strompedal und plötzlich sind statt 100 km/h schon 130 km/h auf dem Tacho. Selbst beim Bergauffahren ändert sich an der extremen Kraftentfaltung nichts. Maximale Leistung einfach jederzeit abrufbar!
Auf dem Rückweg über die S6 und danach Autobahn, kam der Autopilot zum Einsatz. Er steuert sehr souverän mit dem adaptiven Tempomat und hält auch die Spur. Angenehm ist hier, dass man das Lenkrad nicht an einer bestimmten Stelle berühren muss um den Autopilot zu bestätigen. Stattdessen reicht eine minimale Lenkbewegung, das ist einfacher als in manch anderen Autos.
Da ich von Mariazell bis Wien einen Ladestopp geplant habe, rechnet mir der Autopilot die gesamte Strecke mit allen Zeiten inklusive Ladeverzögerung aus. Vorbildlich, denn selbst die Restreichweite an der Ladestation und die SOC bei Ankunft wird mir berechnet. GENAU so stelle ich mir die Elektromobilität vor! Ohne wenn und aber präzise geplant und ausgeführt. Das kann nur derzeit nur Teslas Autopilot!
Laden
Am Supercharger in Wr. Neustadt haben wir dann das Laden getestet. Mit einer Restreichweite von 12 km kam ich am Supercharger an und bekam sofort eine Leistung von 122kW. Damit kann man theoretisch 800km Reichweite pro Stunde in den Tesla reinladen, wie ihr in dem Bild rechts sehen könnt. Auch die geschätzte Reichweite, bei der Ankunft am Supercharger hat der Autopilot auf 1% genau berechnet. Trotz meiner impulsiven Fahrweise 😉
Wir machen eine Klopause und holen uns einen billigen Tankstellen Kaffee. Als wir nach ca. 20 Min wieder zurückkommen, sind wieder ca. 250 km Reichweite im Akku! Das kann derzeit KEIN anderer Hersteller bieten und gibt dem Model 3 ein starkes Alleinstellungsmerkmal! Der Preis für diese Ladung war knapp unter € 10,-, da Tesla an den Ladestationen derzeit ca. 0,28 € / kWh verlangt. Das macht mal jemand mit einem über 400 PS starken Auto nach 😉
Fazit
Tesla hat es mit dem Model 3 hervorragend geschafft in der Praxis zu zeigen, dass Elektromobilität nicht nur realisierbar ist, sondern perfekt funktioniert. Allerdings geht es hier nicht alleine um das Auto, sondern um das komplette Benutzererlebnis! Das Fahren macht enorm viel Spaß und die angebotene Infrastruktur (Autopilot, Ladeinfrastruktur) liefert ein perfektes Benutzererlebnis. Eine Langstreckenroute mit dem Autopiloten und einem Model 3 zu planen ist so einfach, wie mit einem Verbrenner zu fahren. Wenn ich an der Raststation Kaffee trinke und einen Besuch am Örtchen mache, dann bin ich sicher länger weg, als das Auto braucht um wieder 350 – 400 km am Supercharger in den Akku zu laden. Und da habe ich die zusätzliche Zeit um ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zu betanken noch gar nicht mit einberechnet!
Das Tesla Model 3 und ich könnten also durchaus Freunde werden, allerdings bin ich mit einer Kilometerleistung von ca. 9.000 km / Jahr nicht unbedingt die Zielgruppe für so ein leistungsfähiges Langstreckenauto.
Aber WENN dann würde ich mir persönlich eher das Longrange Modell mit Dual Motor und den Standard Reifen bestellen. Das getestete Performance Modell ist mir etwas zu Hart und der Fahrbahnkontakt zu intensiv!
Allerdings ist die Leistung so brachial, dass man sehr viel Spaß mit dem Telsa Model 3 Performance haben kann. Verkehrsübertretungen sind dann aber keine Seltenheit, zumindest wenn man in Österreich zu Hause ist 😉
Ich würde den Tesla Model 3 gerne mal auf der Langstrecke und auf der deutschen Autobahn testen, denn dort sieht man mit diesem Auto sicher nur wenige Lichter im Rückspiegel 😉