Der Renault 5 war von 1972 bis 1996 einer der meistverkauften Kleinwagen. Von diesem kleinen Flitzer wurden über 9 Millionen Stück verkauft. Nun versucht Renault mit dem R5 E-tech Electric fast 30 Jahre später an diesem Erfolg anzuknüpfen.
Der “Neue” macht Spaß, ist verspielt, erfinderisch, nachhaltig und stylisch, so steht es auf der Webseite. Das kann ich durchaus bestätigen. Mit einem verspielten Retro Design erzeugt Renault einen Charm den man in keinem anderen Auto finden wird.
Ich bekomme als Test Auto einen gelben R5 in der maximalen Ausstattung “Iconic”
Beim Design hat sich Renault wirklich Mühe gegeben. Die roten Dachrahmen sind sehr hübsch und bei den Rücklichtern sieht man durchaus Elemente die vom R5 Turbo aus vergangener Zeit kommen. In der Motorhaube ist die Zahl 5 als LED eingebaut und im Innenraum fällt mir die “5” in der Ambientebeleuchtung auf die oberhalb der abgesteppten Armatur des Beifahrerplatzes sichtbar ist.
Ausstattung & Technik
Mit den Abmessungen von 3,92m Länge und 2m Breite mit ausgeklappten Spiegeln ist er gut für die Stadt. Es gibt 326 Liter Kofferraum und keinen Frunk. Mit einem Gewicht von ca. 1500 kg ist der R5 durchaus bemerkenswert leicht geraten!
Der fremderregte Synchronmotor an der Vorderachse kommt ohne seltenen Erden aus. Die Leistung von 150 PS bringt 254 Nm Drehmoment und schafft damit die 0-100km/h in 8s. Auf nasser Straße kommt man damit relativ schnell das ESC ins Spiel, wenn die Vorderräder die Leistung übertragen wollen. Das Fahrwerk ist sehr angenehm, denn es macht einen sportlichen Eindruck und ist trotzdem komfortabel zu fahren. Bei 150 km/h ist Schluss. Die Rekuperation kann am Schalthebel gewählt werden, es gibt keine Rekuperationspadels am Lenkrad.
Der 400V Akku hat eine Netto Kapazität von 52 kWh und kann mit 11kW AC und 100 kW DC laden. Je nach Ausstattung auch etwas weniger. Eine WLTP Reichweite von 410 km bei einem Verbrauch von 14,9 kWh ist eine Ansage.
In der höchsten Ausstattung gibt es alle derzeit gängigen Level2 Assistenzsysteme und eine 360Grad Kameraansicht, damit kann der kleine R5 sogar automatisch einparken.
Bedienung und Platzangebot
Mit dem in der Motorhaube eingebauten 5er Logo zwinkert mir das Auto schon beim Aufsperren zu. Eines der vielen verspielten Dinge die dem Auto seinen speziellen Charme geben. Beim Laden zeigt das Logo in 5 Stufen den Ladestand des Akkus an.
Die Bedienlandschaft im R5 ist sehr innovativ und funktional.
Es gibt ein 10 Zoll Zentraldisplay und ein weiteres zum Fahrer gebogenes Display mit 10,2 Zoll. Beide Displays sind sehr gut integriert und geben den Eindruck als würde man auch EINE Displaylandschaft schauen. In der Mitte der Ablage ist eine große Ladeschale, die über QI Funktion induktiv auch durch meine relativ dicke Handyhülle laden kann.
Das Betriebssystem Goolge Android Automotiv ist perfekt integriert und extrem responsiv! Das macht viel Freude bei der Bedienung und kann über mehr als 50 Apps erweitert werden! So kommen auch Spotify und viele andere Apps auf Wunsch ins Auto. Die Navigation mit Google Maps hat eine gute Ladeplanung eingebaut, die hervorragend funktioniert. Auch die Sprachsteuerung mit einigen KI-Features des Assistenten “Reno” ist gut gemacht.
Auf den hinteren Sitzplätzen merkt man durchaus, dass man in einem Kleinwagen sitzt.
Hier wurde nicht nur der Platz sondern auch die Kosten optimiert. Seitliche Haltegriffe für die hinteren Passagiere fehlen und es gibt weder Luftauslässe noch Ladebuchsen in der hinteren Sitzreihe. Hier kommt ein bisschen Dacia Feeling auf.
Man merkt, dass Renault sich bei der Ausstattung eher auf die erste Sitzreihe konzentriert hat.
Praxistest
Beim Einsteigen merke ich, dass der Renault R5 ein Kleinwagen ist. Ich finde mit meinen 192cm und den langen Beinen durchaus eine gute Sitzposition, habe aber immer irgendwie das Gefühl dass das Lenkrad etwas näher bei mir sein könnte, wenn ich den Sitz bequem zurückstelle.
Beim Untersuchen der angebotenen Funktionen finde ich auch einen Einparkassistenten. Auf einem Parkplatz probiere ich dieser kurz mal aus und bin überrascht wie präzise und vor Allem schnell er funktioniert!
Beim Beladen für meinen Roadtrip fällt mir auf, dass der Kofferraum relativ tief ist. Einen Trolley den ich in meinem Cupra legen muss, kann ich hier stehend im Kofferraum unterbringen.
Mein Test mit dem R5 führt mich von Wien nach Pöllauberg zu einen Team Event des EMC. Eigentlich nicht die ideale Umgebung für den R5 , denn er ist eher für die Stadt gebaut. Trotzdem lässt es sich auch auf der Autobahn sehr gut fahren.
Die Routeneingabe per Spracheingabe funktioniert hervorragend. Ich Spreche gar nicht die Adresse sondern den Namen meines Zielhotels ein bekomme schnell einen präzisen Zielvorschlag. Während der Fahrt genieße ich Musik aus der serienmäßigen Soundanlage mit einem guten Klang. Für die Bedienung von Multimedia gibt es auf der rechten Seit einen eigenen Lenkstockhebel.
Besonders gefällt mir, dass man die unnötigen akustischen Warnungen aus der ISA Verordnung mit nur einer Taste sehr schnell abschalten kann. Und das obwohl sie in diesem Auto extrem unaufdringlich sind, DANKE Renault für diese Funktion!!
Wenn man während der Fahrt ein zusätzliches Ziel über die Sprachsteuerung eingibt, wird dieses automatisch als Zwischenziel erfasst. In der Routenplanung kann man danach sehr einfach die Ziele verschieben oder ändern.
Laden
Am Schnellader mit Gleichstrom nimmt der R5 maximal 100kW Leistung. Am Wechselstrom sind 11kW möglich.
Ein Update auf 22kW Ladeleistung, wie in anderen Renault Modellen gibt es beim R5 nicht.
Bei meinem Schnelladetest braucht der R5 39 Minuten um von 5% auf 86% zu laden. Wir kommen auf eine durchschnittliche Ladeleistung von ca. 63 kW und eine Spitze von 90 kW.
Das ist grundsätzlich ein guter Wert, bei 0 Grad Außentemperatur und einem nicht optimal vorgewärmten Akku.
Achtung! Das billigste Modell mit dem kleinen 40 kW/h Akku, welches angeblich unter € 25.000,- zu haben ist hat serienmäßig KEINE DC Lademöglichkeit.
Verbrauch
Bei meiner Autobahnfahrt nahezu immer an der oberen Geschwindigkeitsgrenze verbraucht der R5 im Schnitt ca. 23.5 kW/h. Das ist aus zwei Gründen ein hervorragender Wert, denn wenn am Tacho knapp 140 km/h steht steigt der Verbrauch eklatant in die Höhe. Man kann dieses Auto selbstverständlich auch auf der Autobahn mit unter 20 kW/h fahren, aber wer mich kennt, weiß dass ich sowas nicht mache
In der Stadt gehen sich mit meiner zügigen Fahrweise durchaus 16-17 kWh aus, was ebenfalls ein guter Wert ist. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man auch auf die im Datenblatt angegebenen 14,9 kWh kommen kann.
Fazit
Der R5 E-Tech Electric ist nicht umsonst Auto des Jahres 2025 geworden. Er ist genau das was die Elektromobilität jetzt gerade braucht. Ein kleines Auto mit viel Charme, sehr stylisch mit viele interessante Design Elemente die ihm einige Alleinstellungsmerkmale geben. Die Bedienung ist vorbildlich! Alles wofür man sich Knöpfe wünscht findet sie an den entsprechenden Stellen und die Bedienung über das Betriebssystem von Google ist ja bekanntlich eines der Besten!
Obwohl der R5 eher für die Stadt konzipiert wurde, kann man damit durchaus mal auf die Langstrecke gehen. Alles an diesem Auto ist für diese Klasse bestens gelöst und funktioniert so wie man es erwartet. Mit etwas mehr Zeit hätte ich durchaus noch weitere Features erforscht, aber leider muss der R5 wieder zurück nach Hause.
Meine Frau hat allerdings schon ein Auge auf den kleinen Franzosen geworfen, ich muss mal aufpassen sonst brauchen wir möglicherweise bald einen 2.Garagenplatz