Heute war ich mit den Kollegen des österreichischen Journalistenclub beim ÖAMTC. Und zwar bei der Christophorus Flugrettung am Flugfeld Aspern.
Es wurde uns nicht nur die Ausrüstung vorgeführt, sondern auch erklärt wie die Flugrettung funktioniert und finanziert wird. Dabei wurde einige für mich interessante Fragen beantwortet. Beispielsweise:
Was kostet ein Hubschraubereinsatz?
Ein durchschnittlicher Hubschraubereinsatz kostet abhängig von der Flugzeit rund 2.600 Euro.
Wie viel wird tatsächlich dafür bezahlt?
Die Sozialversicherungen ersetzen jedoch nur 948,27 Euro wenn sie sich nach erfolgtem Einsatz entschließt, aufgrund ausreichender Schwere der Erkrankung/Verletzung, diesen Betrag auch tatsächlich zu zahlen (ex post – Beurteilung).
Was heißt ex post – Beurteilung?
Über die medizinische Notwendigkeit eines Einsatzes entscheidet der Chefarzt der jeweiligen Krankenkasse erst im Nachhinein, basierend auf Spitalsbefunden, die mit den am Notfallort zur Verfügung stehenden Diagnosegeräten nicht möglich wären. Die Kostenvergütung für rund ein Drittel aller Einsätze wird so seitens der Krankenkassen abgelehnt.
Muss der Patient für den Einsatz zahlen?
Grundsätzlich werden vom ÖAMTC keine Rechnungen an Patienten gestellt. Einzige Ausnahme bilden Sport- und Freizeitunfälle im alpinen Bereich. Fast alle dieser Patienten besitzen zusätzlich eine private Versicherung, die in den meisten Fällen die Kosten refundiert. Häufig sind solche Versicherungen bei Mitgliedschaften in diversen Vereinen (z.B. Alpenverein, Naturfreunde, etc.) bzw. bei Kreditkarten inkludiert. Beim ÖAMTC ist man mittels Schutzbrief für solche Eventualitäten versichert.
Wer bezahlt den Einsatz, wenn er sich als nicht gerechtfertigt herausstellt?
Für den Melder eines Notfalles entstehen keine Kosten. Stellt sich nach Beurteilung durch die Sozialversicherungsträger heraus, dass der Hubschraubereinsatz nicht nötig gewesen ist, bleibt der ÖAMTC auf den Kosten sitzen.
Wer finanziert die Differenz zwischen tatsächlichen und vergüteten Kosten?
Entstehende Defizite werden vom Träger (ÖAMTC) finanziell beglichen. Der ÖAMTC hat für seine Notarzthubschrauber Verträge mit den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich sowie Tirol und erhält von diesen Unterstützung zur Reduktion des finanziellen Abganges. Weitere Beiträge kommen von den beiden Versicherungspartnern GENERALI und UNIQA und natürlich von den knapp 1,8 Millionen ÖAMTC-Mitgliedern, die Jahr für Jahr rund einen Euro ihres Mitgliedsbeitrages für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebes leisten.
Wie viel macht eine durchschnittliche Privatrechnung nach einem alpinen Sportoder Freizeitunfall aus?Unter Berücksichtigung jener Anteile, die die Sozialversicherungen bei ausschließlich schweren Verletzungen übernehmen, werden bei der ÖAMTC-Flugrettung durchschnittlich 2.600 Euro an den Patienten verrechnet.
Rentiert sich ein Hubschraubereinsatz überhaupt bei derartigen Kosten?
Notfallrettungs-Einsätze durch einen Hubschrauber haben neben der rein humanitären Seite auch einen nicht zu unterschätzenden volkswirtschaftlichen Aspekt. Allein die Folgekosten, die durch einen erfolgreichen Einsatz verhindert werden, rechtfertigen schon den Aufwand dieser Einsätze.
Der rasche Einsatz der Christophorus-Notarzthubschrauber erspart nicht nur viel menschliches Leid, sondern lässt sich auch ganz nüchtern in Zahlen ausdrücken. Jeder Euro, der in die Luftrettung investiert wird, bringt einen mehr als doppelten volkswirtschaftlichen Nutzen (Prof. Dr. Herbert Baum, Uni Köln). In anderen Zahlen: Ein Christophorus-Einsatz kostet im Schnitt rund 2.600 Euro. Durch die kürzere Behandlungsdauer im Spital (inkl. kürzerer Aufenthalte in den teuren Intensivstationen, frühere Rückkehr ins Arbeitsleben, eingesparte Renten, etc.) fließt mehr als das Doppelte in die Volkswirtschaft zurück. Daher sollten die Kosten auch zur Gänze getragen werden.
Wie wird ein Notarzthubschrauber alarmiert?
Die Anforderung der Notarzthubschrauber erfolgt über den Notruf 144 und somit über die Einsatzleitzentralen des Österreichischen Roten Kreuzes bzw. in Wien über die Wiener Rettung sowie in Niederösterreich und Tirol über Landesleitstellen. Der Hubschrauber kann nicht direkt vom Notrufmelder angefordert werden. Die Entscheidung, welches Rettungsmittel zum Einsatz kommt, trifft der Leitstellendisponent auf Basis der Schilderungen beim Notruf.
Wer trifft die Entscheidung, ob ein Hubschrauber entsendet wird?
Diese Entscheidung trifft immer eine vom ÖAMTC unabhängige Leitstelle. Einzig bei Wetterbedingungen, die keine Einsatzflüge zulassen, trifft der Pilot die Entscheidung, nicht zu fliegen.
Wann ist der ÖAMTC-Notarzthubschrauber einsatzbereit?
Die Crews befinden sich täglich von Beginn des Sonnenaufgangs bis zum Ende des Sonnenuntergangs in permanenter Einsatzbereitschaft am jeweiligen Stützpunkt. Bei Alarmierung zu einem Primäreinsatz startet der Hubschrauber innerhalb von drei Minuten. Nachts wird aus rentabilitätsgründen nicht geflogen!
Wie viele Mitarbeiter hat die ÖAMTC-Flugrettung?
47 Piloten
38 Mitarbeiter in Wartung und Technik (HeliAir),
30 Mitarbeiter in Verwaltung, Verrechnung und Ground Operation
Die rund 293 Ärzte und 175 Flugrettungssanitäter bzw. Flugretter sind freie Mitarbeiter bzw.werden von den jeweiligen Bundesländern gestellt.
Was kostet ein Rettungshubschrauber?
Ein EC 135 kostet mit kompletter Ausrüstung derzeit neu ca. 4,2 Millionen Euro
Wie teuer ist die Wartung der Hubschrauber?
Ein Beispiel: Eine 400-Stunden-Kontrolle (durchschnittlich 1x jährlich pro Hubschrauber fällig) kostet bis zu 94.000 Euro – Ersatzteile nicht eingeschlossen.
Zahlen – Daten – Fakten zur ÖAMTC-Flugrettung
Seit 1983 betreibt der ÖAMTC mit seinem Christophorus Flugrettungsverein Notarzthubschrauber in Österreich. Was mit Christophorus 1 in Innsbruck begann, hat sich über die Jahre hinweg zu einem flächendeckenden, österreichischen Flugrettungssystem entwickelt.
Wie viele Hubschrauber hat die ÖAMTC-Flugrettung?
Der CFV als gemeinnütziger Verein betreibt 16 Ganzjahresstandorte und verfügt dafür über 18 Hubschrauber. Im Winter kommen 6 Winterstandorte hinzu. Diese werden gemeinsam mit Partnern unter dem Namen HeliAmbulanceTeam (HAT) betrieben.
Wie viele Einsätze fliegen die Christophorus-Hubschrauber pro Jahr?
2008 flogen die Hubschrauber der Christophorus Staffel 14.183 Einsätze und 2009 13.930 Einsätze.
Respekt – Vorbildhafte Leistung!
Ich bin für Hubschrauber statt Abfangjäger!