Über den nun wieder befahrbaren Woblitz Kanal fahren wir zurück zum Stolpsee, den wir allerdings diesmal nur kreuzen und danach über die Havel Wasserstrasse nach Bredereiche. Dann weiter die Havel entlang, biegen wir links ins Templiner Gewässer ein und fahren weiter über den großen Kuwallsee in Richtung Templin. Auf unserem Weg gibt uns die Natur wieder einige Darbietungen ihrer Schönheit.
Die kleine Schleuse vom Kuwallsee Richtung Lankensee ist eine der ältesten Schrägwandschleusen in diesem Gebiet. Sie ist 1905 gebaut worden und ihre Tore werden noch von Hand bedient. Sie hebt uns gerade mal einen halben Meter in die Höhe. Als wir schon alle Angebunden sind, kommt noch ein großes Schubschiff und wir müssen nochmal los und alle Boote ca. 15 Meter nach vorne ziehen. Leicht gesagt, denn das Seemobil mit 18 Tonnen zu zweit zu ziehen ist kaum möglich. Da es in der Schleuse allerdings schon recht eng ist darf ich die Maschinen nicht mehr starten, um etwas mitzuhelfen. Es dauert einige Zeit bis wir unseren schweren Pott richtig positioniert haben.
Nach der Schleuse kommt der Lankensee und anschließend wieder ein sehr schöner kurzer Kanal. Mitten drinnen beginnt es in Strömen zu Regnen und wir bleiben kurz stehen um den Regentropfen zuzusehen wie sie das zuvor spiegelglatte Wasser aufwirbeln. Der Regen wird immer stärker und als wir auf den großen Rödelinsee kommen beginnt noch ein starkes Gewitter. Kurze Zeit ist der Regen so stark, dass wir fast nicht sehen wo wir hinfahren. Es ist aber nicht mehr weit zu dem Hafen den uns der Lychener Hafenmeister empfohlen hat, wo wir heute übernachten wollen. Gut so, denn wir sind schon wieder fast 10 Stunden unterwegs und schon ziemlich fertig.
Der Yachthafen Biberberg ist allerdings dann eine große Enttäuschung für uns! Wir sind schon auf Anlegen eingestellt und nun passt KEIN Anlegesteg im neu gebauten Hafen zu der Länge und Masse unseres Bootes. Der riesige aber billig wirkende Steg aus Kunststoff sieht aus als könnte er nicht mal ein zwei Mann Kanu aushalten! Das bedeutet dass wir hier nicht anlegen können. Der Hafenmeister meint wir sollen nach Templin weiterfahren, dort gäbe es die nächste Möglichkeit. Da es schon 18.00 Uhr ist, sind wir nicht gerade begeistert, denn ab 20:00 Uhr ist es bereits finster und der Weg nach Templin dauert sicher noch 1,5 Stunden. Außerdem ist noch eine Schleuse zu befahren und wir haben heute eigentlich mit den bisherigen sieben Schleusen genug!
Da es keine andere Möglichkeit gibt, fahren wir schnell los. Ankern kommt heute nicht in Frage, denn dafür ist uns das Wetter zu unbeständig. Die Strecke nach Templin ist ebenfalls sehr schön, aber wir haben leider keine Möglichkeit mehr diese Schönheit aufzunehmen. Wir sind einfach schon zu müde. Die letzte Schleuse gibt uns dann fast den Rest. Die Stadtschleuse von Templin ist die Königsdisziplin der Schleusen für 2 Personen Boote!! Geschätzte 5 Meter Hubhöhe hat diese Schleuse. Und zu allem Übel ist sie noch eine handesteuerte. Wir brauchen fast 5 Minuten bis wir unser Schiff auf beiden Seiten so angebunden haben, dass es auch leicht wieder zu lösen ist um den Hub der Schleuse ausgleichen zu können. Aber auch das schaffen wir.
Der Hafenmeister am Stadthafen in Templin ist ein waschechter Seebär. Leider habe ich das Problem dass ich keine seiner Anweisungen verstehe weil ich eben KEIN Seemans DEUTSCH kann. Der nordische Dialekt macht das Ganze noch etwas schwieriger. Es dauert eine weile bis ich ihm klar gemacht habe dass er bei mir RECHTS und LINKS sowie VORNE und HINTEN sagen muss, da ich mit Achtern und Backbord in Extremsituationen, wie jetzt beim Anlegen nix anfangen kann. Auch mit seiner eigenartigen Art ein Schiff anzubinden komme ich nicht sofort klar. Letztendlich stelle ich mich so dumm, wie in diesem Fall auch wirklich bin und lasse ihn alles machen. Schließlich muss er ja wissen wie man mein Schiff an seinem Steg am besten festmacht.
Nach einem ausgezeichneten „Käptens Dinner“ von meiner ersten Offizierin beschließen wir diesen anstrengenden Tag und machen uns bereit für unsere letzte Fahrt morgen zurück nach Mildenberg.
Heute sind wir so fertig dass wir es schon fast bereuen diese lange Reise überhaupt angetreten zu sein! Die Anstrengungen sind wirklich groß, aber die schöne Natur hier macht fast immer alles wieder wett. Heute gelingt ihr das leider einmal nicht, denn wir sind TOT Derzeitiger Status “NIE WIEDER” !!!!